Herbst 2018
Das KATZ-Theater präsentiert: „Die Physiker“ – Komödie von Friedrich Dürrenmatt
Schwester: Eine Tasse Tee?
Inspektor: Lieber Schnaps.
Schwester: Sie befinden sich in einer Heilanstalt.
Inspektor: Dann nichts.
Mit buchstäblich trockenem Humor bricht es auf, das weltberühmte Stück des Schweizer Dramatikers, und wirklich: Ganz leicht hat es dieser Kriminalinspektor nicht, als er nun schon zum zweiten Mal innerhalb recht kurzer Zeit zum Ort einer Mordtat im privaten Sanatorium Les Cerisiers gerufen wird. Bereits die zweite Krankenschwester ist dort einem der Patienten zum Opfer gefallen, und zwar keinem geringeren als Albert Einstein – genauer gesagt dem Insassen, der sich für den berühmten Physiker dieses Namens hält.
Wie um Himmels willen so etwas nur geschehen konnte – insbesondere vor dem trübseligen Hintergrund, dass auch das vorhergehende Delikt schon von einem Forscher begangen wurde, und zwar von keinem geringeren als dem berühmten Engländer Sir Isaac Newton, genauer gesagt … usw. usf., dies ist nur eine von tausend drängenden Fragen, die unser Inspektor hier allzu gerne raushauen würde. Seine Ermittlungen jedoch verzögern sich auf unvermutete Weise, denn der Täter, so wird kundgetan, muss sich erst einmal „beim Klavierspiel beruhigen“. Und begleitet wird er dabei von Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd, der hingebungsvoll fürsorglichen Chefärztin – und so kommt es, dass der Inspektor vorläufig leider nur eine einzige Frage loswerden kann, an sich selbst nämlich, und diese muss da lauten:
„Bin ich eigentlich verrückt?“
Und schon längst ist an diesem Punkt eine Dynamik in Gang gesetzt, in der es im Kern um die Jagd nach einem bedeutenden wissenschaftlichen Geheimnis zu gehen scheint, und es fallen in dieser verblüffendverwunderlichen Scharade – zumindest für den Zuschauer – nach und nach immer weitere Schleier. Ein Geheimnis? Ja, denn hier, in der alten Villa der Anstalt, haust noch ein dritter Physiker, und der scheint wirklich was zu wissen.
Seien Sie also gerne mit dabei, wenn ab dem 29. September im Kleinen Saal der Trierer Tufa zu Beethoven und Popmusique kraftstrotzende Krankenpflegerinnen erdrosselt werden – beizuwohnen ist zudem dem Handeln und Wandeln kauziger Klinikbesitzerinnen, weltmeisterlicher Wärter, verrüschter Pastorengattinnen, blockflötender Buben und rosiger Missionare in überaus feinen Stellungen.
Ein moderner Klassiker? Ganz bestimmt, aber weit mehr noch ein zeitloses Glanzstück, in dem durch manchen grellen Farbfleck hindurch grundlegende Wahrheiten schimmern und in welchem über erstaunliche Spiegelungen und Symmetrien einige – wohl oder übel – durchaus brandaktuelle, uns alle betreffende Fragen aufscheinen … denn:
„Heute vermag jeder Esel eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen – oder eine Atombombe zur Explosion.“